Neue Forschungsergebnisse zur Bildschirmzeit von Eltern

Zusammen mit Wissenschaftlern in Kanada haben wir kürzlich neue Ergebnisse zu Medienkonsum von Eltern veröffentlicht. Das Hauptziel der Studie war es, den digitalen Medienkonsum der Eltern zu untersuchen.

An der Studie teilgenommen hatten 867 Kanadische Eltern (Mittleres Alter 39 Jahre, 73% Mütter) mit Kindern im Alter von 5 Jahren. Sie gaben Auskunft zu ihrem eigenen Medienkonsum, dem Medienkonsum ihrer Kinder und zu Verhaltenschwierigkeiten der Kinder.

Zuerst haben wir die Eltern in Gruppen eingeteilt, je nach dem wie viel Zeit sie vor dem Fernseher und am Smartphone verbringen. Wir haben folgende 6 Gruppen von Eltern  gebildet:  

-         Gruppe 1: Wenig Zeit vor dem Fernseher und am Smartphone

-         Gruppe 2: Mehr Zeit vor dem Fernseher als am Smartphone

-         Gruppe 3: Etwa gleich viel Zeit vor dem Fernseher und am Smartphone

-         Gruppe 4: Etwas mehr Zeit am Smartphone als vor dem Fernseher

-         Gruppe 5: Viel Zeit vor dem Fernseher und am Smartphone

-         Gruppe 6: Extrem viel Zeit am Smartphone und viel Zeit vor dem Fernseher 

Interessanterweise verbringen Eltern aller Gruppen etwa ähnlich viel Zeit vor dem Fernseher (ca. 1 – 1.5 Stunden pro Tag), aber einige scheinen sehr viel mehr Zeit am Smartphone zu verbringen als andere (von wenigen Minuten bis ca. 3 Stunden). Dieses Ergebnis ist unten grafisch dargestellt. Die rote Linie (Zeit vorm Fernseher) bleibt gleich, während die schwarze Linie (Zeit am Smartphone) von Gruppe 1 bis Gruppe 6 ansteigt. Die Gesamtzeit an beiden Geräten, in violett, ist daher vor allem durch den Handykonsum beeinflusst.

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 Aber wie hängt der Bildschirmkonsum der Eltern mit dem der Kinder zusammen? Die Grafik unten zeigt, wie der Bildschirmkonsum der Kinder von Gruppe 1 bis Gruppe 3 stabil bei ca einer Stunde und 15 Minuten liegt und in Gruppe 4 bis Gruppe 6 sprunghaft auf fast 2 Stunden ansteigt. Das heisst: Kinder deren Eltern mehr Zeit am Smartphone als am Fernseher verbringen und mehr als 2 Stunden pro Tag am Bildschirm verbringen, eher in Gefahr sind, selbst ebenfalls länger an einem Bildschirm zu sitzen. Kinder von Gruppe 6 zeigten ausserdem mehr Verhaltensschwierigkeiten im Vergleich zu Gruppe 1. imagepng

Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder von Eltern, die viel Zeit vor einem Bildschirm (insbesondere am Handy) verbringen, ein grösseres Risiko haben, selbst viel am Bildschirm zu sein und eher Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Allerdings sind diese Ergebnisse als Zusammenhänge zu verstehen und nicht kausal. Das heisst, wir können aktuell nicht sagen, ob mehr Konsum der Eltern einen höheren Konsum und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern wirklich verursacht. Was denken Sie?

 

Den ganzen Artikel finden Sie hier:

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/jne.13246

 

Abstract (Engl):

Digital media screens have become an essential part of our family life. However, we have insufficient knowledge about parental screen use patterns and how these affect children's socio-emotional development. In total, 867 Canadian parents of 5-year-oldchildren from the TARGet Kids! Cohort (73.1% mothers, mean ± SD age=38.88± 4.45 years) participated in this study from 2014 to the end of 2019. Parents reported parental and child time on television (TV) and handheld devices and completed the Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ). Latent profile analysis identified six latent profiles of parent screen use: low handheld users (P1, reference;n=323), more TV than handheld (P2;n=261), equal TV and handheld (P3;n=177), more handheld than TV (P4;n=57), high TV and handheld (P5;n=38),and extremely high TV and handheld (P6;n=11). Parents that were more likely to belong to P6 were also more likely to be living in single-parent households compared to P1 (estimate=1.49 ± 0.70),p=.03). High membership probability for P2 (estimate=0.67 ± 0.32,p=.04) and P4 (estimate=1.42 ± 0.40,p< 0.001) was associated with lower household income compared to P1. Children of parents with higher P4 (χ2=12.32,p< 0.001) or P5 (χ2=9.54,p=.002) membership probability had higher total screen time compared to P1. Finally, a higher likelihood to belong to P6 (χ2=6.82,p=.009) was associated with a higher SDQ Total Difficulties Score compared to P1. Thus, patterns of parent screen use were associated with child screen use and child socio-emotional problems. The emerging link between parental screen use profiles and child behaviors suggests the need for more research on parent screen time.